Donnerstag, 31. Januar 2013
Alter
Mit fast 50 stelle ich mir so manche Frage, die früher undenkbar war oder über die ich gelacht habe, wenn andere so dachten.
Zum Beispiel die Frage: bin ich zu alt?

nein, natürlich nicht - viele in meinem Alter haben schon häufig gesagt, du bist in der Blüte deines Lebens, die Kinder groß, die Hypotheken abbezahlt, die Karriereleiter erklommen....jetzt kannst du das Leben geniessen....

ein bisschen ist es schon so....wenn auch weder Hypotheken noch Karriere in meinem Leben eine Rolle spielten.

trotzdem: ich fühle mich manchmal alt.

Jetzt gerade, weil ich beruflich mit jungen Menschen zu tun habe, die weder Umgangsformen beherrschen, meinen, alles würde sich um sie drehen, weder Rechtschreibung noch einfachste Grundrechenarten kennen und die mit einem breitem Lächeln im Gesicht zu sagen scheinen: Alter, mir machst du nichts mehr vor.....

Deshalb!

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Du bist dann circa 15 Jahre älter als ich, und dennoch kann ich das Gefühl gut nachvollziehen. Ich sage gern scherzhaft zu meinem Mann: "Ich werd' echt alt!", wenn mir mal wieder etwas zu krude, zu schräg, zu nervig erscheint, um in meinen Alltag integriert zu werden. Andererseits denke ich mir, es ist auch sehr schön zu wissen, wo man steht und sich nicht ständig nur aus purem Selbstzweck abgrenzen zu müssen. Das hat etwas für sich. Eine gewisse Gelassenheit ist nicht gleichzusetzen mit verschlafener, beinahe schon dem Tod entgegensehender Rückwärtsgewandtheit.

Ach ja, und die Orthografie. Das ist auch immer ein Thema, das mich auf die Palme bringt. All die Sprachbrösel, die Kleinschreibereien, die zusammengefegten Kommunikationsstummel... Bäh! Aber manchmal ringen sie mir auch ein Schmunzeln ab. So wie neulich morgens, als ganz klischeehaft ein Knabe im Teenageralter und Kapuzenpulli sich im Bus neben seinen Kumpel setzte und selbigen begrüßte mit den genuschelten Worten: "Alderwasgeht?"

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Ich finde das Älterwerden in vielen Bereichen zum Kotzen. Man wird in der Gesellschaft zu einer Art Paria, auf den mitleidig herabgesehen wird.

Es gibt ein Buch, das mein Lebensgefühl ganz gut zum Ausdruck bringt: „Generation Plus: Von der Lüge, dass Altwerden Spaß macht“.

Die Ethnologien Margaret Mead hat schon lange vor der Entwicklung des Internets festgestellt, dass die Funktion, die Alte früher als Vermittler von Wissen und Erfahrung hatten, seit langen von den Medien erfüllt wird. Ältere Menschen repräsentieren einfach nur das längst Überkommene und Abgelegte. Man kann also gut auf sie verzichten...

Ich möchte zwar auch nicht wieder zwanzig sein, aber ich könnte gut auf die Zipperlein verzichten, die sich langsam einstellen, wie z.B. die Unmöglichkeit, ohne Lesebrille lesen zu können.

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Naja, wenn die Medien die Funktion des Wissens- und Erfahrungsvermittler übernommen haben....

Herzlichen Glückwunsch! Kein Wunder, dass es in dieser Gesellschaft so zugeht.

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Ich glaube, es hat noch viel mehr mit vermittelten Körperbildern zu tun als mit Wissensvermittlung oder der Bequemlichkeit der Jungen.

Denn wer will schon wirklich alt sein? Selbst in Seniorenratgebern liest man davon, wie wichtig es sei, jung zu bleiben, sich jung zu fühlen... Es ist immer dasselbe Bla Bla. Das führt dann dazu, dass Mutter und Tochter im selben Outfit herumlaufen, dass sich die Menschen Botox ins Gesicht spritzen und die Haut glatt ziehen lassen, schließlich fühlt man sich ja immer jünger, als man wirklich ist, nicht wahr? Ja, man kann es sich auch einreden.

Auch, wenn ich oft gesagt bekomme, ich sei mit meinen 36 Jahren noch jung - ich merke durchaus, dass sich mein Körper nicht mehr so anfühlt wie mit 20. Da tut schon einiges mehr weh, hier und da hängt was, und morgens sehe ich aus wie Gaddafi. Und wenn schon. Schmerz gehört zum Leben dazu. Den zu verdrängen nützt überhaupt nichts.

Die Frage ist, ob man es schaffen kann, sich selbst aus dieser Jugendzwang-Mühle herauszunehmen. Ich finde, man sollte sich das wert sein, aber natürlich ist es nicht einfach bei der Dauerbeschallung. Wenn einem ständig eine im Gymnastikanzug durch die Gegend hüpfende Madonna präsentiert wird, die indirekt sagt, so habe man gefälligst mit 50 auszusehen - tja. Will ich mich diesem Zwang unterwerfen? Nein. Ein Stück weit hat man es doch auch in der Hand, das Alter als solches (mit all den Malaisen) zu würdigen, nämlich, indem man das eigene Alter anerkennt und sich nicht verleugnet.

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Mit dem Körper ist es wie mit der Seele: man muss lernen, sich zu lieben, sich anzuerkennen, seine Eigenheiten zu akzeptieren. Ist natürlich nicht gerade die leichteste Übung. Aber mit der Zeit kann das werden, wenn man achtsam ist und weiß, was man kann und will.
Diese körperlichen Ausfälle sind schon lästig, aber auf der anderen Seite kann man schon einiges dafür tun: an erster Stelle steht sicherlich die ausreichende Bewegung und die passende Ernährung dazu. Dann ist schon viel gewonnen. Und man lernt - das kann man sich als 40jähriger noch gar nicht vorstellen - sich seinen Gebrechen anzupassen. Es wird normal, dass man morgens erst mal eine Stunde braucht, bis alle Knochen wieder so funktonieren, wie sie sollen. Und das man sich nicht mehr so weit umdrehen kann, wie früher...dazu gibt es jetzt eben zwei Spiegel, damit man seinen Rücken sehen kann.
Angst habe ich nur vor den Ärzten, die einem einreden, da müsse man dieses und jenes tun und entsprechende Mittelchen einnehmen, damit man nicht noch kranker wird....ich muss schon täglich eine Tablette nehmen, weil die Dottores das so meinen. Ich bin mir da gar nicht so sicher; mir fehlt da aber eindeutig der Mut und das Fachwissen, dagegen anzustinken. Das ist für mich schlimm, wenn ich sehe, dass richtig alte Leute jeden Tag so Plastikdöschen mit sich rumschleppen und sich alle paar Stunden daraus bedienen (müssen).
Und da wären wir wieder am Anfang: im Alter wird man hilflos gemacht und das dagegen Angehen wird immer anstrengender.

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Gestern las ich, dass, anders als bei älteren, bei jüngeren Menschen „Desillusionierung und die Endlichkeit des Lebens … in weiter Ferne“ lägen.

Fast 50 – das bin ich auch und mir hat diese Beobachtung gefallen, weil sie einerseits zutrifft und weil ich trotz aller Koketterie, „alt“ zu sein, dennoch nicht willens bin, sie als zutreffend zu bezeichnen.

Und solange es mir gelingt, letztere Momente überwiegen zu lassen, habe ich mit dem Altern keine Probleme.

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